Musiker-Medizin

Musiker-Medizin

Da ich selbst seit über 30 Jahren passionierter Musiker bin (Gitarre / elektronische Musik / div. weitere Instrumente - u.a. produziere und vertreibe ich Musik auch kommerziell), liegen mir die typischen gesundheitlichen Herausforderungen, mit denen Musiker zu tun haben besonders am Herzen und aus meiner musikalischen Erfahrung kenne ich auch viele diesbezügliche Themen und Probleme von Patienten, Freunden und Musiker-Kollegen aus der gelebten Praxis.

Hier eine Übersicht von Themen, die Musiker erfahrungsgemäß am häufigsten betreffen:

  • Gelenkprobleme / Schmerzen am Bewegungsapparat / Rückenschmerzen - Der schmerzende Zeigefinger des Cellisten, der schmerzende Rücken des Bassisten, die Sehnenscheidenentzündung des Schlagzeugers... Bei manchen Instrumenten gibt es ganz typische "Schmerz-Herde", bei fast allen Instrumenten kann man sich jedoch durch Überbelastung, eine ungeschickte Bewegung oder einen gar nicht mit dem Instrument im Zusammenhang stehenden Unfall einen Schmerz "einfangen", der dann ganz schön lästig werden kann! Gerade wenn der Schmerz dann auch das Spielen des Instruments beeinträchtigt, ist das für einen Musiker natürlich ein Problem (das für professionelle Musiker sogar zum Verdienstausfall führen kann). In vielen Fällen sind hier eine Schallwellentherapie , eine Triggerpunkttherapie oder eine Akupunktur geeignet, um Linderung zu schaffen. Ergänzend können gezielte Übungen (aus der Musik-Physiotherapie) dazu beitragen, die Spielfähigkeit wieder herzustellen.
  • Karpaltunnelsyndrom oder Nervenschmerzen - durch eine erhöhte Belastung kommt es gerade bei Musikern zur Kompression bestimmter Nerven, was zu Schmerzen und/oder Kraftverlust führen kann. Hier kann bspw. mit Hilfe der Schallwellentherapie auf sanfte Weise etwas unternommen werden. Darüber hinaus stehen auch verschiedene chiropraktische / orthopädische Optionen (Karpaktunnelprobleme kommen bspw. häufig aus dem Rücken!) zur Verfügung.
  • Degenerative Erkrankungen / Arthrose / Rheuma - Auch Musiker (und seien sie noch so Jung im Herzen! ;-) ) können unter Alterserscheinungen oder degenerativen Erkrankungen leiden. Hier gilt es, Lösungen zu finden, die bspw. den Schmerz linden und die Musizierfähigkeit erhalten und zeitgleich eine geringstmögliche Belastung für die Zukunft (um das vorliegende Problem nicht noch zu verschlimmern) darstellen.
  • Lampenfieber / psychischer Druck - Musiker sind oft "Feingeister" mit einer sensiblen Psyche. Ein Auftritt vor Publikum oder Aufnahmen in einem Tonstudio belasten einige Musiker sehr, sodass sie unter teils massivem Lampenfieber leiden und im ungünstigsten Fall unter Druck sogar an musikalischer Leistungsfähigkeit verlieren (Läufe, Soli oder schwierige Gesangspassagen, die zuhause oder im Proberaum noch wunderbar funktioniert haben, klappen unter Druck nun plötzlich nicht mehr; die eigentlich vorhandenen Fähigkeiten können einfach nicht zu 100% abgerufen werden). In solchen Situationen können spezielle Techniken aus der Verhaltenstherapie, Hypnotherapie oder Selbsthypnose helfen. Auch bestimmte Atemtechniken können hier beachtliche Verbesserungen bewirken.
  • Stimmprobleme - Sänger haben ganz eigene medizinische Herausforderungen - eine Überlastung der Stimme, der Kampf gegen einen Infekt, Verspannungen am Stimmapparat... Während die Grundlagen des richtigen Singens (also ein "schädigungsfreies", für den Stimmapparat möglichst belastungsarmes und dennoch ausdruckstarkes Singen) am besten mit einem qualifizierten Gesangslehrer trainiert werden sollten, kann die Medizin vor allem im "Krisenfall", also wenn darüber hinaus probleme auftreten unterstützend tätig werden. Besonders bewährt haben sich hier bspw. eine sanfte Schallwellentherapie am Stimmapparat (gekoppelt mit speziellen Techniken der Logopädie), eine zielgerichtete Akupunktur sowie Inhalationskuren zur regeneration des Stimmapparats und zur Bewältigung von Infekten.
  • Motorikprobleme - ein Muskel möchte einfach nicht das tun, was man von ihm will... Ein Finger der Greifhand zittert in einer bestimmten Position... Ein Finger bringt beim Tastenanschlag einfach nicht zuverlässig die Kraft auf, die erforderlich ist, um den Ton wie gewünscht zum Klingen zu bringen... Probleme im "Muskelgedächtnis", aber auch neurologische Probleme wie die Fokale Dystonie (bei Musikern als Berufskrankheit anerkannt), können das Musizieren erschweren. Hier muss individuell herausgearbeitet werden, welcher therapeutische Ansatz am erfolgsversprechendsten ist - oft haben sich hier Akupunktur, physiotherapeutische Übungen sowie Hypnotherapie bzw. Selbsthypnose bewährt.
  • Gehörprobleme - Das Gehör ist für Musiker von größter Bedeutung - leider leitet es manchmal gerade unter dem Musizieren selbst (bspw. aufgrund hoher Lautstärken). Aber auch Infekte oder Alterserscheinungen können das Gehör beeinträchtigen. Manche Gehörschäden sind irreparabel und können bspw. nur durch ein Hörgerät ausgeglichen werden. In vielen Fällen lässt sich jedoch wenigstens eine Linderung erreichen. Bewährt haben sich hier bspw. die intravenöse Sauerstofftherapie, die die Feindurchblutung fördert (deshalb wird sie auch in der Augenheilkunde bei Netzhautproblemen eingesetzt) sowie die Kopfakupunktur nach Yamamoto. Auch bei fortgeschrittener Schwerhörigkeit kann eine Behandlung einen Versuch wert sein - immer wieder lassen sich wenigsten anteilige Verbesserungen erreichen.
  • Tinnitus - der Tinnitus ist ein ganz spezielles Thema für Musiker. Je nach Ausprägung kann er die Psyche belasten, die Gehörwahrnehmung beeinträchtigen oder sogar das Musizieren unmöglich machen. Teilweise ist Tinnitus linderbar (oder vollständig behebbar), teilweise ist er "statisch" und lässt sich in seiner Lautstärke oder Ausprägung nicht (oder jedenfalls nicht kurzfristig) verändern. Je nach Struktur und Reaktion des Tinnitus geht es bei der Behandlung dann darum, das individuelle Optimum für den Betroffenen zu erreichen. Wichtig ist hierbei natürlich auch die weitere Vorsorge, damit sich ein vorhandener Tinnitus möglichst nicht weiter verschlimmert. Beim Thema Tinnitus haben sich die Hypnotherapie, die Sauerstofftherapie und die Akupunktur sehr bewährt. Stammt der Tinnitus aus Verspannungen, kann auch eine Schallwellentherapie bzw. eine Behandlung der Nackenmuskulatur mit osteopathischen Techniken hilfereich sein. Bei schweren Fällen kann auch die rTMS eingesetzt werden - dies ist eine spezielle Magnetstimulation am Gehirn, die auch in der Schlaganfall-Reha zur "Reaktivierung" geschädigter Verarbeitungszentren eingesetzt wird. Die rTMS kann bei Tinnitus eine "Neukalibrierung" des Gehörzentrums unterstützen sowie die Neuroplastizität fördern.
  • Sonstige psychische / emotionale Belastungen - das Leben eines Berufsmusikers beinhaltet einige spezielle Herausforderungen, mit denen nicht jeder immer problemlos umgehen kann: Schnelle Wechsel in der Tätigkeit (bspw. wenn eine Band sich auflöst und eine neue gegründet wird); der "Kampf" zwischen "Brot-Job" (bspw. ein Job außerhalb der Musik oder eine von manchen ungeliebte Unterrichtstätigkeit) und der "eigentlichen Berufung"; Ungewissheit in Bezug auf die Zukunft ("Wird der große Erfolg kommen oder ist das alles für die Katz´?"); Motivationsprobleme (üben, produzieren, schreiben... - manchmal fehlt einfach der "Flow"); Zwischenmenschliche Probleme (das Umfeld ist gegen die Musik; der Partner spielt nicht mit; Konflikte mit Mitmusikern), Stress (aufgrund von Leistungsdruck, belastenden Touren oder vollem Terminplan um sich den Lebensunterhalt "zusammenzustückeln"); Kreativitäsprobleme (ungleichmäßiger Output, Leerlauf-Phasen).
  • natürlich gibt es noch viele weitere musikerbezogene Themen wie Kiefergelenksblockaden, Verspannungen, Entzündungen, Allergien (bspw. gegen Saiten), Migräne, Lichtsensibilität (gerade bei Bühnenbeleuchtung), Sucht-/Abhängigkeit uvm. Sollte eine Thematik außerhalb meines Behandlungsspektrums liegen, bin ich immer bemüht, den passenden Facharzt / Experten zu empfehlen, der sich fachgerecht darum kümmern kann.

Natürlich ist es wichtig, jeden Musiker individuell zu betrachten - es gibt also kein "Pauschal-Rezept", mit dem einzelne Probleme behandelt werden, sondern es wird grundsätzlich herausgearbeitet, welche Vorgehensweise für den Einzelnen tatsächlich am meisten Sinn macht.

Auch sind die o.g. Behandlungsansätze nur Beispiele - es steht noch eine ganze Reihe weiterer Optionen zur Verfügung, die je nach Situation zum Einsatz kommen können.

Wichtig ist auch, zu betonen: Musik-Medizin bedeutet nicht "Linderung um jeden Preis"!
Natürlich kann es vorkommen, dass ein Musiker schnelle Hilfe benötigt, um schnellstmöglich wieder einsatzfähig zu werden und dies wird natürlich auch angestrebt - aber niemals wenn diese Linderung absehbar zu einer anschließenden Verschlimmerung oder gar zu einer Schädigung führt. Die langfristige Gesundheit des Musikers und die Vermeidung von Schädigungen steht immer im Vordergrund!

Kontakt

Nach oben...